14.01.2023 - 04.03.2023
Wo beginnt und wo endet die Berührung?
Die haptische Berührung kennt jeder von uns und die meisten unter uns werden sehenden Auges sofort sagen können, wann eine Berührung anfängt und wann sie endet. Mit geschlossenen Augen wird es schon schwieriger, da gibt es das Phänomen des Nachlassdrucks. Am Ende einer Massage beispielsweise gibt es oft den abschließenden Druck mit beiden Händen auf das untere Kreuzbein. Häufig hat man das Gefühl, da liegen noch Hände auf, während man die Stimme der Person aus einer anderen Ecke des Raumes vernimmt.
Weitergedacht existiert das Gefühl des "Berührtwerdens" auch auf einer unsichtbaren metaphorischen Ebene. Jeder von uns war schon von Musik, einer Geste oder auch Kunst berührt. Zu dem reinen neurologischen Vorgang gesellt sich so die Gefühlswelt.
Aneta Lewandowska fühlt ihr tägliches Leben, wie viele von uns, immer mehr beeinflusst von der Unvorhersehbarkeit der fortschreitenden Verschlechterung der natürlichen Umwelt. Ungewissheit, Unsicherheit und Sorge um die Zukunft gehen einher mit der ständigen Suche nach dem Gleichgewicht und den Überlebensstrategien dieser besonderen Zeit in der Geschichte der Menschheit. Ihre Art des Schaffens entspringt dem Bedürfnis, die Umweltauswirkungen zu minimieren und Materialien so nachhaltig wie möglich zu verwenden.
In ihrem kreativen Prozess geht es daher um die Umwandlung von Baumelementen, die in urbanen und ruralen Räumen zu finden sind. Es ist eine Erkundung dessen, was unter unseren Füßen liegt, was sich spontan löst, unkontrolliert und vom Winde bewegt. Dem Sammeln und anfängliche Lagern von Pflanzenpartikeln, folgt das Studium ihres Potenzials, sich mit der Zeit und den neuen Umgebungsbedingungen zu verändern, ehe die Künstlerin schließlich mit den Mitteln der Malerei Objekte und Installationen schafft. Durch die Ästhetisierung und Adaption wird das gesellschaftlich vernachlässigte Potential von Pflanzenresten so zu einem inspirierenden Kunstgegenstand.
Anetas Installationen vermitteln die unterschiedlichsten Eindrücke von Zartheit, Verletzlichkeit, Mobilität, Witz, aber auch Robustheit, den ihrer Objekte aus ihrer ursprünglichen natürlichen Umgebung her zu beziehen scheinen.
Diese Ausstellung bildet den Auftakt einer Reihe von geplanten Ausstellungen in Kooperation mit der OP ENHEIM Stiftung in Breslau, auf die wir uns ungemein freuen!
Aneta Lewandowska lebt und arbeitet in Wrocław, (Breslau) wurde 1995 in Ostrów Wielkopolski geboren. Sie studierte an der Akademie der Schönen Künste in Wrocław (Diplom mit Auszeichnung 2020) und Kraków sowie „Experimentelle Kunst“ an der Universität Linz, Österreich.
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