29.05.2022, 9 Uhr Nahe Bahnhof Zoo
Text: Christina Werner, PR, werner@kunstpresse.at
"Be the presence that puts realities into autocorrect" - Emotionale Wärmefelder
Am 29. Mai um 9 Uhr aktivierte die österreichische Künstlerin Barbara Anna Husar ihre soziale Skulptur EUTER am Bahnhof Zoo in Berlin als emotionales Wärmefeld.
Die 17. EUTER-Erhebung ereignete sich in Berlin Bahnhof Zoo. Die Winde hatten entschieden, wo und wann Barbara Anna Husar in Berlin mit ihrer sozialen Skulptur EUTER das emotionale Wärmefeld freisetzen konnte. Geplant war ursprünglich eine Freie Erhebungs-Reihe, aber die Winde ermöglichten in dieser Woche nur ein einziges Zeitfenster. Somit hatte sich das Wärmefeld auf den Bahnhof Zoo konzentriert, ein Ort, der bis heute energetisch belastet ist. www.euter.art / www.flyingudder.art
Die EUTER-Erhebung am Bahnhof Zoo ist die Kernsequenz der gleichnamigen Ausstellung Be the presence that puts realities into autocorrect – Emotionale Wärmefelder in der Hilleckes Gallery. „Da wo gegenwärtig die Entfremdung zwischen den Menschen sitzt –, da muss eben die Wärmeplastik hinein. Die zwischenmenschliche Wärme oder evolutionäre Wärme muss da erzeugt werden.“ Joseph Beuys
Der Bahnhof Zoo, im Berliner Ortsteil Charlottenburg des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf am Hardenbergplatz in unmittelbarer Nähe zum Berliner Zoo, war während der Teilung Berlins der wichtigste Verkehrsknotenpunkt des Personenfernverkehrs im Westteil der Stadt. In den 1970er und 1980er Jahren war die Rückseite des Bahnhofs an der Jebensstraße ein Treffpunkt der Drogen- und Stricherszene. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, das von Kai Hermann und Horst Rieck auf Basis von Tonbandprotokollen von Christiane F. niedergeschriebene Buch, thematisiert den Alltag in der Drogenszene aus der Sicht einer Betroffenen. Bis heute ist der Bahnhof Zoo Treffpunkt für viele Obdachlose, Sexarbeiter:innen und Drogenabhängige, insbesondere an den Brücken der Eisenbahngleise.
Emotionale Wärmefelder sind Zustände in denen Körper, Geist und Seele in ein dynamisches Fließgleichgewicht finden, in denen „Flow-Erfahrung“ und Heilung geschieht. Barbara Anna Husar nimmt dieses Prinzip zum Anlass, um mit der sozialen Skulptur Euter – ein 35 Meter hoher pinkfarbener Heißluftballon Wärmefelder freizusetzen.
Diese Wärmefelder nähren sich von zentrifugalen Kräften – ein simultanes Zusammenspiel von Schmelzpunkt, Drehtanz und Strukturveränderung. Bevor sich die soziale Skulptur mit Pilot Eugen Nussbaumer, Barbara Anna Husar und fünf weiteren Flugbegleiterinnen erhoben hat, aktivierte Sabine Hohnfeld im Inneren des Euters das Wärmefeld mit Bienenwachs in einer Schmelzpunkt-Zentrifuge. Der Drehtanz oder Wirbeltanz entwickelte sich aus dem türkischen Drehritual oder Sufi whirling. Wirbelnde Derwisch-Zeremonien wurden im 13. Jahrhundert von Jalaluddin Rumi, dem berühmten muslimischen Sufi-Mystiker und Dichter, als eine Form der Meditation ins Leben gerufen, um einen Transformationsprozess zwischen Körper und Geist in Gang zu setzen.
2022 ist soziale Skulptur EUTER Ausdruck für Milkyways of Peace. Im März 2022 überquerte die Skulptur für das RITUAL FÜR DIE ERDE die Dreifachwasserscheide am Pass Lunghin in der Schweiz. Im April schwebte sie über dem größten Trinkwasser-Reservoir Europas und der vergoldete Ballonkorb wandelte sich für das TRIPTYCHON DES FRIEDENS in eine Bühne. In Berlin wurde nun am Bahnhof Zoo ein Wärmefeld freigesetzt: BE THE PRESENCE THAT PUTS REALITIES INTO AUTOCORRECT.
Impulsgeber für die von Barbara Anna Husar konzipierte EUTER-Erhebung in Berlin ist Rudolf Steiners Vortrag Über die Bienen (1923) und die von Joseph Beuys gewonnene Einsicht, dass Bienen durch Wärmeerzeugung Chaos in Form wandeln: das Prinzip der Wärmeerzeugung ist gleich dem Prinzip der Formung.
Ein Bienenvolk zählt bis zu 40.000 Bienen. Diese bilden zusammen einen Organismus einer höheren Ordnung. Schwärmen, natürlicher Wabenbau und eine volkseigene Königinnenzucht fördern Vitalität und Widerstandskraft der Bienen. Eine Erkenntnis von Rudolf Steiner, die heute aktueller ist denn je. Ein Bienenvolk wurde immer schon als Einheit, als Ganzes erlebt.
Das Zusammenleben und Zusammenarbeiten der Bienen nimmt sich Beuys zum Vorbild. Auch Menschen mit ihren individuellen Kräften, so Beuys, gestalten gemeinschaftlich, sodass in diesem Zusammenhalt die „hierarchischen“ Positionen aufgelöst scheinen. Diesen Gesamtablauf, den Austauschprozess zwischen warm und kalt, zwischen bestimmt und unbestimmt, vom Chaos zum Werden der Form, vom Willen zum Gedanken, versteht Beuys als „plastischen“ Vorgang.
Barbara Anna Husars gleichnamige Ausstellung "Be the presence that puts realities into autocorrect" – Emotionale Wärmefelder ist noch bis 20. August 2022 bei uns in der Hilleckes Gallery zu sehen.
Dank an Ballonclub Alpenrheintal, Elmar Bertsch, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, Golden Udder Association, Hilleckes Gallery, Quartiersmanagement Gropiusstadt Nord, Reiß & Co GmbH, Ship without Sea Academy, SkyFun Ballonfahrten, S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH, Kunstraum Werner Schneider im Venethaus, Christina Werner PR.
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