07.09 - 02.11.2024
Im Rahmen der diesjährigen Berlin Art Week laden wir Sie herzlich zur Ausstellung ‚A modo mio‘ des italienischen Künstlers Iginio Iurilli ein. Die Vernissage findet am 7. September um 18.00 Uhr in unseren Räumen in der Wielandstrasse 30 in Charlottenburg statt.
Iginio Iurilli gehört zu den KünstlerInnen der süditalienischen Arte Povera. Ich habe ihn erst im Sommer 2021 kennen gelernt und war auf Anhieb von ihm und seiner Kunst berührt und beeindruckt. Bis dahin kannte ich seine Werke nur von Abbildungen. Sie waren der Auslöser, warum ich mich auf den Weg nach Apulien gemacht habe. Seine Werke im Original zu sehen, war ungleich überwältigender.
Die charakteristische Weise der Arte Povera, mit ‚armen‘ Materialien zu arbeiten, bzw. eine ‚reiche‘ Materialität wie z.B. Marmor mit einem günstigen Material wie Leinwandtuch vorzutäuschen, teilt Iurilli unter anderen mit Pino Pascali, ein Zeitgenosse Iginios, der aber bereits in den 60er Jahren bei einem Motorradunfall tödlich verunglückte.
Iginio Iurilli beherrscht diese Art der Irritation gleichermaßen. Einige seiner Keramikarbeiten wirken durch den Auftrag eines intensiven Kreidepigments wie Filzstoffinstallationen, andere wirken wie Keramik, sind aber aus sogenanntem ‚Composto‘ aufgebaut. Das Verfahren ähnelt der Herstellung von gekleisterten Buntpapierlampions mit Hilfe eines Luftballons.
Weitere Merkmale der Arte Povera sind ihre Poesie, ihr Hang zum augenzwinkernden Hintersinn und ihre Naturverbundenheit. Schon in den 60er Jahren haben sich die Vertreter der süditalienischen Arte Povera, wie Gino Marotta und der bereits erwähnte Pino Pascali, mit der Tatsache auseinandergesetzt, dass der Mensch seine Umwelt zerstört. Beide Künstler hatten bereits in den frühen 60er die neuen Plastikindustrieprodukte im Visier und schufen ironische Arbeiten aus eben diesem Material.
Iginio Iurilli ist ebenfalls geprägt von einer tiefen Verbundenheit zur Natur seiner Heimat Apulien, dem Meer vor seiner Haustür. Er ging zwar für das Studium der Künste nach Rom, kehrte danach aber sofort zurück, um dann in typischer Arte Povera Maniera vor allem den Formen des Meeres und seiner Fauna nachzuspüren und sie nachzubilden. Allerdings wählt er hierfür natürliche Werkstoffe, ganz im Sinne des heutigen Nachhaltigkeitsgedankens, dem Iginio indessen schon seit den 70er Jahren nachgeht. Der Werkstoff Plastik kommt für ihn nicht in Frage. Seine Seeigel beispielsweise bestehen aus Holz, und die Stacheln sind aus Bambus gefertigt. Der Bau eines solchen Seeigels (Riccio) ist durchaus eine künstlerische Meditationsleistung, Stachel für Stachel, Igel für Igel.
Wir zeigen Iginio Iurillis Arbeiten bereits zum zweiten Mal in Berlin. Im Hinblick auf die derzeitigen Themen unserer Gesellschaft, insbesondere Klimakrise und Nachhaltigkeit, liegt uns diese Ausstellung besonders am Herzen. Der Titel trägt es bereits in sich. Es handelt sich dieses Mal um eine Retrospektive.
Comments